Gutshof
Generationswechsel und Sanierungsstau auf einem denkmalgeschützen Gutshof
Wir wurden Ende 2021 zu Beginn der Renovierung von einer Wohneinheit mit ca. 350 qm in einem denkmalgeschützten Gutshof in NRW von der Eigentümerfamilie um Rat gebeten. Die Wohnräume, die sich im Hauptgebäude des Gutshofs befinden, wurden vorher bereits von der Gutsbesitzerfamilie bewohnt und sollten jetzt im Zuge eines Generationenwechsels saniert und an die Anforderungen der jungen Familie angepasst werden.
Bei Besichtigung und Erfassung des Ist-Zustandes stellten wir neben der Auflistung der Renovierungswünsche auch einen erheblichen Sanierungsstau fest. Schnell wurde klar, dass hier unsere Hilfe benötigt wird und wir legten los.
Generations-
wechsel und
Sanierungsstau
auf einem
denkmal-
geschützen
Gutshof
Wir wurden Ende 2021 zu Beginn der Renovierung von einer Wohneinheit mit ca. 350 qm in einem denkmalgeschützten Gutshof in NRW von der Eigentümerfamilie um Rat gebeten. Die Wohnräume, die sich im Hauptgebäude des Gutshofs befinden, wurden vorher bereits von der Gutsbesitzerfamilie bewohnt und sollten jetzt im Zuge eines Generationenwechsels saniert und an die Anforderungen der jungen Familie angepasst werden.
Bei Besichtigung und Erfassung des Ist-Zustandes stellten wir neben der Auflistung der Renovierungswünsche auch einen erheblichen Sanierungsstau fest. Schnell wurde klar, dass hier unsere Hilfe benötigt wird und wir legten los.
Das Objekt erstreckt sich über drei Etagen, wir erstellten das Aufmaß aller Räume und machten mögliche Raumnutzungspläne, die in enger Zusammenarbeit mit den Auftraggebern finalisiert wurden.
Die folgenden Problemstellungen und damit unsere Arbeitsaufträge ergaben sich für dieses Projekt:
- Ergänzung eines behindertengerechten Gäste-WCs im Erdgeschoss ohne den Grundriss der Etage erheblich zu verändern.
- Planung einer offenen, behindertengerechten Wohnküche mit freiem Durchgang zum Wohn- und Esszimmer.
- Auswahl der Boden- und Wandbeläge, Konzept zur Integration der antiken Bausubstanz.
- Behindertengerechter Umbau der Bäder im 1. OG zu einem Duschbad und einem Wannenbad mit Duschoption.
- Umstrukturierung des Dachbodens für die Nutzung als Au-pair- und Gästebereich.
- Sanierung des Heizsystems und gesamte Erneuerung der Elektroinstallation.
- Vermittlung von externen Dienstleistern zur Energieberatung und eines Generalunternehmers für sämtliche Umbauten.
- Entwicklung der gesamten Farb- und Lichtgestaltung abgestimmt auf die Bedürfnisse der neuen Bewohner.
Da bei diesem Objekt die gesamte Elektrik erneuert werden musste, hatten wir die luxuriöse Situation, die Beleuchtung der einzelnen Räume von Grund auf neu planen zu können. Nach Festlegung der Raumnutzungen spielten wir mit den neuen Bewohnern die möglichen Wohnsituationen und die damit einhergehenden Lichtanforderungen mehrfach durch.
Erdgeschoss
Im Erdgeschoss betritt man die Wohnung über eine große Eingangsdiele mit imposantem Treppenaufgang in die erste Etage. Im Kreis um das Treppenhaus verlaufend kommt man zur Rechten in den Wohnraum mit angrenzendem Esszimmer. Daran anschließend die offene Küche und ein kleiner Flur, welcher zu dem neu entstandenen Gäste-WC führt und wieder zurück in die Eingangsdiele. Sowohl in der Diele als auch in den angrenzenden Wohnbereichen sorgt das Zusammenspiel von funktionaler und atmosphärischer Beleuchtung für wohnliches Ambiente.
Die Eingangsdiele wird dominiert von einer massiven dunkeln antiken Holzvertäfelung mit kunstvollen Ausarbeitungen. Da diese entgegen unseres ersten Vorschlages farblich nicht verändert werden sollte, entschlossen wir uns für einen radikaleren Ansatz und wählten ein Grau/Schwarz (Farbe: Off Black No. 57, Farrow & Ball) für die Decke, die Wände und den Aufgang in die 1. Etage. Somit erscheint die Diele nun noch imposanter und die Holzvertäfelung integriert sich in ein fulminantes Ganzes. Für den Boden, auf dem bisher eine beige Fliese aus den 80’er Jahren lag, entschieden wir uns für einen Fliesenspiegel und eine Umrandung.
Für den Fliesenspiegel wählten wir Feinsteinzeug mit historischem Dekor in Zementfliesen-Optik in zwei Farbstellungen – Flavie Blanco und Flavie Negro
(Fliesen: Prachtscherben, Köln) und bei der Umrandung viel die Wahl auf eine Feinsteinzeug-Fliese in Natursteinoptik (Fliesen: Prachtscherben, Köln).
Diese ist dem echten belgischen Blaustein aus dem Eingangsbereich nachempfunden und lässt mit ihrer getrommelten Kante und ihrem Antik-Look die Diele zu einer Einheit verschmelzen. Man bekommt so den Eindruck, als ob es sich um alte Bausubstanz handelt. Diese Kombination aus Zementfliesen- und Blausteinoptik führt durch den kleinen Flur zum Gäste-WC und zur neu entstandenen Küche und dient so als verbindendes Element im Erdgeschoss.
Hier sorgen neu geplante Wandstrahler für das atmosphärische Licht und auf Fußhöhe angebrachte Einbaustrahler für eine funktionale Ausleuchtung der Treppenstufen.
Die Durchgänge im Erdgeschoss wurden so weit wie möglich geöffnet, um ein großzügiges Raumgefühl zu kreieren und die Übergänge barrierefrei zu gestalten. Im Gegensatz zum dunklen Fuhr betritt man im Wohn- und Essbereich helle, lichte Räume, die der Natur, welche durch die vielen Fenster allgegenwärtig ist, einen neutralen Rahmen bietet und sie somit in das gesamte Raumgefühl integriert (Farbe: Strong White No. 2001, Farrow & Ball).
In dem Küchenbereich steht nun sowohl zielgerichtetes Arbeitslicht als auch atmosphärisches Licht zur Verfügung. Wird das Arbeitslicht nicht mehr benötigt, kann als atmosphärisches Licht die Beleuchtung über dem Kochfeld separat eingeschaltet werden und in Kombination mit den neuen Wandstrahlern des Wohn- und Essbereichs entsteht ein warmes, wohnliches Ambiente.
Die neuen Bewohner wünschten sich einen Kamin in dem neu entstandenen Wohn-/Essbereich. Da es leider keine Möglichkeit gab, auf bestehende Kamine zurückzugreifen, wurde ein neuer Kamin eingezogen. Die Position auf der linken Seite neben der Küche ermöglicht es, dass sowohl vom Wohnbereich als auch vom Essbereich der zukünftige Kaminofen einsehbar ist.
Die neue Küche planten wir möglichst behindertengerecht. So gibt es z. B. eine abgesenkte Holzfläche vor dem Küchenblock, unter dem ein Rollstuhl Platz finden kann.
Die Kombination von Eiche, Natursteinarbeitsplatte und schlichter Küchenfronten wirkt -obwohl modern harmonisch in dem Zusammenspiel mit der Umgebung des Gutshofs.
In dem neu entstandenen Gäste-WC wurde mit der Gestaltung in einem dunklen Blau auf das Element Wasser verwiesen. Die Koi Tapete, die sowohl hier als auch im angrenzenden Flur angebracht wurde, ist ein Sinnbild für Glück, Positivität und Mut und zudem ein verbindendes Element zur reichen Natur, die den Gutshof umgibt (Tapete: Arte International).
Die Wandfarbe wurde via NCS-Farbfächer an die Tapete angeglichen und als Fliese entschieden wir uns für eine glänzende Keramikfliese im Brick-Format mit leicht welliger Oberfläche in einem dunklen Blauton.
1. Obergeschoss
Von der Diele aus zieht sich die offene Treppe hinauf zum Obergeschoss. War der erste Treppenabsatz noch im guten Originalzustand und wurde bei der Renovierung nicht verändert, so zeigt sich deren weiterer Verlauf als bereits erneuert und somit auch nicht mehr in der gleichen Holzfarbe wie der untere Teil. Wir entschlossen uns, den grau/schwarzen Wandfarbton aus dem Erdgeschoss als Lack auf die Treppe bis zum Dachgeschoss zu übertragen. Somit erscheinen die Diele im Erdgeschoss und die beiden darauf folgenden Etagen durch das Treppenhaus auch optisch verbunden und werden zum Herz bzw. Kern der Wohnung.
Dank ihrer hohen Rutschfestigkeit ist diese Fliese auch für die Befahrung mit Rollstühlen bestens geeignet und durch die Verwendung im Erdgeschoss und in den beiden Bädern entsteht eine optische Klammer. Ähnlich wie im Gäste-WC im Erdgeschoss wird das Ganze durch eine glänzende Keramikfliese im Brick-Format mit leicht welliger Oberfläche ergänzt. Als Kontrast zum Blaustein sorgt hier allerdings ein cremiger Weißton mit Perlmuttoptik für Leichtigkeit (Fliese:Prachtscherben, Köln).
Dachgeschoss
Über die fast schwarze Treppe kommen wir in das ebenfalls in der Farbe „Brighton“ gestrichene Dachgeschoss. Auch hier wurden die Dielenböden abgeschliffen und erneut versiegelt. Die Holzvertäfelung wurde auf der gesamten Etage entfernt und durch Gipskarton ersetzt. Von dem blau/grünen Flur gehen sowohl ein Gästezimmer als auch ein Au-pair Zimmer ab. Beide Schlafzimmer sind in Anlehnung an den Blick aus den Dachfenstern hinaus in den Himmel in einem sanften, leicht bewölkten Himmelblau gestrichen (Farbe: Celestial Blue No. 101, little green).
Farb-, Material- und Lichtkonzept
Die drei Etagen sind durch das Farb-, Material- und Lichtkonzept zu einer Einheit verschmolzen. Die Diele hüllt ihr Bewohner und Besucher in eine warme Atmosphäre ein und gibt Sicherheit. Materialien und Farben wiederholen sich auf den verschiedenen Ebenen und bringen Ruhe in den stellenweise verschachtelten Grundriss.
Was könnten wir noch alles über dieses Projekt schreiben …
Abschließend gesagt, keine leichte Aufgabe, aber eine sehr schöne für außerordentlich nette und liebe Menschen. Wir wünschen der kleinen Familie viele glückliche Jahre in diesem jetzt wieder in neuem Glanz erstrahlten Heim!
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